Wir sind heute geneigt, ‘Nation’ mit ‘Nationalismus’ gleichzusetzen. Das ist naheliegend angesichts der verheerenden Exzesse von Gewalt, die der Nationalismus und vor allem der Nationalsozialismus im 20. Jahrhundert entfesselt haben. Das Erstarken rechter Parteien in Europa bestätigt heute die Sorge, dass von den Nationen wieder der Ausschluss von Minderheiten, Verfolgung und Gewalt ausgehen können. Aber Nationen bestehen nicht in einem Vakuum, sie existieren ebenso in liberalen Demokratien wie in autokratischen Regimen. Die Tabuisierung des Begriffs der Nation seitens links-liberaler Intellektueller und Politiker ist in dieser Situation problematisch, denn was die eine Seite verwirft, wird dann von der Gegenseite aufgenommen und besetzt.
Aleida Assmann ist emeritierte Professorin an der Universität Konstanz. Für ihre herausragende Forschung zu Praktiken des kollektiven Erinnerns und Vergessens wurde die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet (Max-Planck-Forschungspreis, Paul Watzlawick-Ehrenring, Karl-Jaspers-Preis etc.). 2018 erhielt sie zusammen mit ihrem Ehemann Jan Assmann, mit dem sie gemeinsam zum kulturellen Gedächtnis forscht und publiziert, den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Gastprofessuren führten sie u.a. an die Rice University Texas, die Eliteuniversitäten Yale und Princeton sowie die Universität Wien. Angesichts der aktuellen Flüchtlingsdebatte machte sie sich in ihrem jüngsten Buch für „Menschenrechte und Menschenpflichten“ stark.
Patočka Memorial Lecture
Die Jan Patočka Memorial Lecture wurde vom Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) 1987 ins Leben gerufen, um an den bedeutsamen tschechischen Philosophen Jan Patočka (1907–1977) zu erinnern. Patočka war Mitbegründer der Bürgerrechtsbewegung Charta 77 und verstarb nach mehreren Polizeiverhören im Alter von 70 Jahren in Prag. Die alljährliche Gedächtnisvorlesung zu seinen Ehren findet heuer zum 31. Mal statt. Die Liste der prominenten Redner ist lang – darunter finden sich u.a. Lord Robert Skidelsky, Chantal Mouffe, Peter L. Berger, Zygmunt Bauman, Nancy Fraser, Martin Walser, Claus Offe, Edward W. Said, Jaques Derrida und Charles Taylor.
Wir sind heute geneigt, ‘Nation’ mit ‘Nationalismus’ gleichzusetzen. Das ist naheliegend angesichts der verheerenden Exzesse von Gewalt, die der Nationalismus und vor allem der Nationalsozialismus im 20. Jahrhundert entfesselt haben. Das Erstarken rechter Parteien in Europa bestätigt heute die Sorge, dass von den Nationen wieder der Ausschluss von Minderheiten, Verfolgung und Gewalt ausgehen können. Aber Nationen bestehen nicht in einem Vakuum, sie existieren ebenso in liberalen Demokratien wie in autokratischen Regimen. Die Tabuisierung des Begriffs der Nation seitens links-liberaler Intellektueller und Politiker ist in dieser Situation problematisch, denn was die eine Seite verwirft, wird dann von der Gegenseite aufgenommen und besetzt.
Aleida Assmann ist emeritierte Professorin an der Universität Konstanz. Für ihre herausragende Forschung zu Praktiken des kollektiven Erinnerns und Vergessens wurde die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet (Max-Planck-Forschungspreis, Paul Watzlawick-Ehrenring, Karl-Jaspers-Preis etc.). 2018 erhielt sie zusammen mit ihrem Ehemann Jan Assmann, mit dem sie gemeinsam zum kulturellen Gedächtnis forscht und publiziert, den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Gastprofessuren führten sie u.a. an die Rice University Texas, die Eliteuniversitäten Yale und Princeton sowie die Universität Wien. Angesichts der aktuellen Flüchtlingsdebatte machte sie sich in ihrem jüngsten Buch für „Menschenrechte und Menschenpflichten“ stark.
Patočka Memorial Lecture
Die Jan Patočka Memorial Lecture wurde vom Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) 1987 ins Leben gerufen, um an den bedeutsamen tschechischen Philosophen Jan Patočka (1907–1977) zu erinnern. Patočka war Mitbegründer der Bürgerrechtsbewegung Charta 77 und verstarb nach mehreren Polizeiverhören im Alter von 70 Jahren in Prag. Die alljährliche Gedächtnisvorlesung zu seinen Ehren findet heuer zum 31. Mal statt. Die Liste der prominenten Redner ist lang – darunter finden sich u.a. Lord Robert Skidelsky, Chantal Mouffe, Peter L. Berger, Zygmunt Bauman, Nancy Fraser, Martin Walser, Claus Offe, Edward W. Said, Jaques Derrida und Charles Taylor.