Vor 70 Jahren publizierte Czesław Miłosz ein Buch, das Epoche machte: Zniewolony Umysł (engl. The Captive Mind, auf Deutsch abweichend Verführtes Denken) erschien im Jahr von Stalins Tod und wurde als klarsichtige Analyse der Verführbarkeit durch politische Ideologie(-n) gelesen. Die raffinierten Porträts von Schriftstellern und Poeten („Der Moralist“, „Der Sklave der Geschichte“) sind am Vorbild konkreter Biographien entwickelt, besitzen aber eine zeitlose Strahlkraft.
Dieser Abend war angelegt als Würdigung eines Werkes, das den späteren Nobelpreisträger für Literatur weltweit bekannt machte, inkl. Lesung ausgewählter Passagen, zog im Gespräch aber genauso seine weitreichenden politischen Implikationen in Betracht, die deutlich bis in die Gegenwart reichen.
Mit:
Marci Shore, Ideen- und Osteuropa-Historikerin, Yale-University („The Taste of Ashes: The Afterlife of Totalitarianism in Eastern Europe”).
Olga Shparaga, Philosophin und Aktivistin aus Belarus („Die Revolution hat ein weibliches Gesicht“), Mitglied der Femgruppe im Koordinierungsrat der Opposition.
Krzysztof Czyżewski, Mitbegründer der Borderland-Foundation und Initiator u.a. eines Internationalen Kultur- und Begegnungszentrums in Krasnogruda im ehemaligen Gutshaus der Familie Miłosz.
Ludger Hagedorn, IWM Permanent Fellow.
Deutsch/Polnisch mit Simultan-Übersetzung durch Liliana Niesielska.
Die Schauspielerin Ewa Kasp las zweisprachig ausgewählte Passagen.