Im Sommer und Herbst 2020 erlebte Belarus die größten Massenproteste seiner Geschichte. Sie richteten sich gegen die manipulierten Präsidentschaftswahlen und das autokratische Regime von Aljaksandr Lukaschenka, der das Land seit 1994 regiert. Die Proteste erzeugten eine Aufbruchstimmung im ganzen Land und die Hoffnung auf politischen Wandel. Von der EU wird Lukaschenka seit den Wahlen nicht mehr als rechtmäßiger Staatspräsident anerkannt.
Trotz massiver Einschüchterungen, Verhaftungen von Protestierenden und Repressionen bis hin zu Folter und Misshandlung hielten die Demonstrationen über viele weitere Wochen unter großer Beteiligung der Bevölkerung an und sind bis heute nicht ganz verebbt. Zwar gelang es dem Regime Lukaschenka, seine Macht durch fortgesetzte Repressionen breiter Schichten der Gesellschaft einstweilen zu stabilisieren, doch ist ein grundlegender Wandel der Gesellschaft unverkennbar. Über diese Transformation im Lande, über die neue belarusische Diaspora im Exil und über globale Tendenzen zum Autoritarismus wird es an diesem Abend im Gespräch mit Olga Shparaga gehen.
Olga Shparaga ist eine belarusische Philosophin und Mitglied im Koordinationsrat der Opposition. Nach einer Inhaftierung im Oktober 2020 sah sie sich zum Exil gezwungen. Bei Suhrkamp erschien im Juni 2021 ihr vielbeachtetes Buch Die Revolution hat ein weibliches Gesicht, ab Januar 2022 ist sie Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin.
Moderation: Ludger Hagedorn, IWM Permanent Fellow
Begrüßung durch Ivan Vejvoda, Interimsrektor des IWM und Permanent Fellow
Hinweis:
Seit dem Sommer 2020 verfolgt das IWM im Chronicle from Belarus die Entwicklungen im für Journalisten abgeschotteten Land mit Berichten, Interviews, Reflektionen und politischen Einschätzungen. Zahlreiche Beiträge aus dem Russischen, Belarusischen, Ukrainischen und Polnischen wurden für diese Online-Plattform ins Englische oder Deutsche übersetzt und so einer breiteren internationalen Öffentlichkeit zugänglich gemacht.