Terminator oder Technologie als Bedrohung

IWMPost Article

Der Terminator ist vielleicht das bekannteste Maschinenmonster der Hollywood-Filmgeschichte. Seit den 1980er Jahren ist Arnold  Schwarzeneggers Paraderolle ein Sinnbild für die Angst vor der Macht der Technik.

Es macht Spaß, in Österreich vom Terminator, dem steirischsten aller Killerroboter, zu erzählen, denn die Augen meiner Gesprächspartner:innen leuchten. Terminator ist natürlich nur eine von vielen Fallstudien in meinem Forschungsprojekt zur populärkulturellen Repräsentation von künstlicher Intelligenz. Zugegeben, die Serie von Action-Horror-Blockbustern ist nicht das intellektuellste aller Forschungsobjekte, nicht mal in meinem doch sehr eklektischen Quellenkorpus – für mehr Substanz sei es den Leser:innen geraten, sich etwa an Blade Runner (1982) oder die Serie Westworld (2015-2022) zu halten. Dennoch lohnt es sich, etwas ausführlicher über Terminator nachzudenken. 

Das Franchise umfasst nicht nur eine Spielfilm-Reihe durchaus gemischter Qualität, sondern auch eine (leider kurzlebige) TV-Serie, Comics und eine große, weite Welt von Merchandising-Artikeln. Hier wollen wir uns, der Einfachheit halber, zunächst auf den ersten Film konzentrieren. Namensgebend ist der Terminator (Arnold Schwarzenegger), ein Killer-Cyborg aus einer postapokalyptischen Zukunft, der im ersten Film durch die Zeit zurückreist, um die junge Kellnerin Sarah Connor (Linda Hamilton) zu töten – zu Englisch: to terminate – weil diese die zukünftige Mutter von John Connor ist, der wiederum viele Jahre später als Anführer des menschlichen Widerstands den Krieg gegen die künstliche Intelligenz Skynet gewinnen wird. 

Der Cyborg 

Das Wort Cyborg ist ein Schachtelwort aus cybernetic und organism. Es stammt ursprünglich aus einem US-amerikanischen Aufsatz aus dem Jahr 1960, in dem über Möglichkeiten spekuliert wurde, wie der menschliche Körper durch Medikamente und technologische Modifikationen für die Raumfahrt angepasst werden könne. Daraus ist nie wirklich etwas geworden; obwohl die Autoren des Aufsatzes Raumanzüge für viel zu umständlich hielten, kristallisierten sich diese als pragmatischere und wohl auch humanere Lösung für die bemannte Raumfahrt heraus. Das Konzept „Cyborg“ jedoch verblieb als zunehmend mythisches Sinnbild für die Technologie des Kalten Kriegs im kulturellen Gedächtnis. In den Geistes- und Technikwissenschaften erlangte der Begriff Mitte der 1980er Jahre große Bekanntheit durch Donna Haraways einflussreiches „Manifesto für Cyborgs“, in dem der Cyborg als Metapher für einen emanzipatorischen Umgang mit der technisierten Welt steht. Außerdem gibt es natürlich zahlreiche fiktive Cyborgs in der Populärkultur des angloamerikanischen Raums: Darth Vader, RoboCop, die Borg, die Cybermen, oder eben den Terminator. Mitte der 1980er Jahre ist der Cyborg also ein Teil des Zeitgeists. 

Körper-Horror in Terminator 

Der Terminator fällt hier in mancherlei Hinsicht aus dem Rahmen. Strenggenommen ist er kein sehr guter Cyborg, weil er kein menschliches Gehirn hat. Schwarzeneggers Haut, seine Haare, das Gesicht mit Augen und Ohren sind im Film nur eine dünne Hülle über einem monströsen Roboter. Die kybernetische Verbindung zwischen Maschine und Organismus ist hier ausdrücklich provisorisch, in der Diegese erfordert die Zeitmaschine einen unversehrten organischen Körper. Schwarzenegger hatte seine Bodybuilder-Karriere bereits einige Jahre zuvor an den Nagel gehängt und mit Conan, der Barbar (1982) erste Gehversuche in der Schauspielerei unternommen, Terminator war schließlich sein Durchbruch in Hollywood. Es ist keine große Sprechrolle, Dialoge beschränken sich weitestgehend auf knappe Einzeiler a lá „I’ll be back“. Terminator ist also vor allem ein Film über Schwarzeneggers hypermaskuline Körperlichkeit. Im Verlauf des Films wird die menschliche Hülle nach und nach zerstört, und das darunterliegende Roboter-Monster kommt zum Vorschein. Die organischen Teile des Cyborgs sterben nach und nach ab, weil sie eben ein künstliches Konstrukt sind und nicht wirklich lebendig. Dieser Körper-Horror kann in der Tradition von Mary Shellys Frankenstein (1818) gelesen werden und verweist auf die Verletzlichkeit des menschlichen Leibes im Kontrast zur physisch überlegenen Maschine. In späteren Filmen der Reihe, die weniger auf die Konventionen des Horror-Genres zurückgreifen, wird auf solche Darstellungen des organischen Verfalls fast vollständig verzichtet. Die Zerstörung von Schwarzeneggers Körper dagegen etabliert sich als filmübergreifende Bildsprache im Franchise.  

Technologie und Technophobie

Terminator ist auch ein Film über Technologie und die Angst vor ihr. Selbstverständlich gab es 1984 keine realen Killerroboter in den Körpern von Bodybuildern, aber es ist durchaus bemerkenswert, wie viel Wert daraufgelegt wurde, den technologischen Aspekt des Horrors mit zeitgenössischer, alltäglicher Technik zu verknüpfen. Telefon und Anrufbeantworter werden Sarah Connor beinahe zum Verhängnis, weil der Terminator Kommunikationstechnologie überwachen kann. Der zeitreisende Soldat Kyle Reese erleidet eine Panikattacke beim Anblick von Baumaschinen. Durch die Augen des Terminators sehen wir die statistischen Berechnungen, die seinen Handlungen zugrunde liegen. Skynet, die künstliche Intelligenz, die in der nicht allzu fernen Zukunft die Roboterapokalypse auslösen wird, wird vom US-amerikanischen militärisch-industriellen Komplex als Computernetzwerk zur Verteidigung entworfen. Der resultierende Horror liegt also nicht nur in der Figur des Terminators, sondern in der dunklen Ahnung, dass sich die Gesellschaft schon in der Gegenwart zu stark auf Computertechnologie stützt. Der Großteil der zeitgenössischen Computer war schließlich immer noch Militärtechnologie, die für den Kalten Krieg entwickelt wurde, aber der Siegeszug des Personal Computers hatte schon gegen Ende der 1970er Jahre begonnen. Das Bedrohungsszenario, das Terminator zeichnet, spielt also ausdrücklich mit durchaus nicht unrealistischen Ängsten der Bevölkerung. 

Der Terminator ist ursprünglich genau deshalb so gefährlich, weil er nur seiner vorprogrammierten Mission, Sarah Connor zu töten, folgt und nicht damit aufhören kann und wird, bis sein Computersystem vollständig zerstört ist. Die künstliche Intelligenz ist also zwar futuristisch und mächtig, aber paradoxerweise erstmal vergleichsweise dumm. Diese Schlussfolgerung spiegelt eine allgemeine Grundeinstellung zu künstlicher Intelligenz und Computertechnologie in den frühen 1980er Jahren wider: Sogenannte Expertensysteme waren aufwändig und nur in hochspezialisierten und streng abgegrenzten Bereichen anwendbar. Sie wurden als objektiv und effizient wahrgenommen, aber eben auch als steril, unflexibel und umständlich. 

Ab 1991 wird der Terminator neu erfunden und kann nun eben doch zur lernfähigen Beschützerfigur umprogrammiert werden, wohl auch, weil Schwarzenegger doch lieber eine sympathischere Figur spielen wollte. Die recht simplen Grundbausteine der Handlung um Zeitreisen, Roboterapokalypsen, Verfolgungsjagden und Killermaschinen werden in den insgesamt sechs Fortsetzungen dann ohne größere Variation wiederholt. Was das Terminator-Franchise bis heute auszeichnet, ist der kluge Umgang mit kulturellen Ängsten, der jeweils an die soziopolitischen Umstände der Zeit angepasst wird. Beispielsweise entsteht Terminator 3 (2003) klar beeinflusst durch die Ereignisse vom 11. September 2001; hervorgehoben wird die Heldenhaftigkeit US-amerikanischer Männer als letzte Hoffnung, wenn die Zeichen erneut auf Krieg stehen. Auch die Darstellung von Technik wird verändert. An Stelle der alten Militärcomputer treten Internet, Smartphones, Industrierobotik und autonome Drohnen. Die dargestellte technologische Bedrohung ist persönlicher, unsichtbarer und unmittelbarer geworden, weil die vollständig vernetzte Welt nicht mehr nur ein futuristischer Fiebertraum, sondern bereits gesellschaftliche Realität geworden ist. Der Terminator muss am Ende immer wieder aufs Neue vernichtet werden, obwohl er inzwischen ironisch und altersweise geworden ist. Die Zerstörung von Schwarzeneggers monströsem Cyborg-Körper ist schon lange als Sinnbild für die allgegenwärtige Bedrohung durch übermächtige technologische Kontrolle ins populärkulturelle Gedächtnis eingegangen.


Lisa Meinecke ist Amerikanistin und Doktorandin an der Ludwig-Maximilians-Universität München. 2022 war sie Digital Humanism Fellow am IWM.