Orbis Phaenomenologicus, Abt.Perspektiven, Bd. 17. Dass die Phänomenologie zum Problemkreis der Politik wenig zu sagen habe, ist eine weit verbreitete Auffassung. Hinter ihr verbirgt sich die Frage, ob eine von Urteilsenthaltung und Selbstreflexion geprägte Analyse jenen Sinnzusammenhängen gerecht zu werden vermag, die sich subjektrelativer Ausweisung konstitutiv entziehen. So wenig diese Problematik ignoriert werden kann, so fragwürdig ist jedoch, dass sie vielfach unreflektiert das Bild einer Disziplin prägt, die trotz des von ihr propagierten Rückgangs auf die „Sachen selbst“ den Ansprüchen unserer faktischen Existenz – und d.h. auch sozialen und politischen Co- Existenz – nicht gerecht zu werden vermag. Diesem verkürzten Einwand entgegenzutreten und das Potential der Phänomenologie für eine Analyse des „Politischen“ zu klären bezeichnet demgegenüber die Leitidee des vorliegenden Sammelbandes. Husserls Theorie der Lebenswelt dient dabei als zentraler Ausgangpunkt: Einerseits wird sie in ihrer möglichen Bedeutung für eine „Phänomenologie des Politischen“ neu vermessen und evaluiert, andererseits im Lichte neuerer phänomenologischer Ansätze, die dabei in ihrer Eigenständigkeit profiliert werden, einer kritischen Diskussion unterzogen.
Lebenswelt und Politik. Perspektiven der Phänomenologie nach Husserl
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