Orbis Phaenomenologicus, Abt.Perspektiven, Bd. 18 Mit dem Begriff der „Überzivilisation“ fasst Jan Patocka den universellen Charakter der europäischen Kultur und ihren Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Diese Überzivilisation bleibt jedoch gerade deshalb, weil sie – in einem ideellen Sinne – nicht als Dominanz einer Zivilisation über eine andere verstanden werden soll, an das Zugeständnis einer kulturellen Vielfalt gebunden oder, wie Patocka formuliert, an die Einsicht, dass „die Überzivilisation von Beginn an auf dem Prinzip einer zivilisatorischen Differenz gegründet ist, die dem ihr inhärenten Prinzip der Universalität widerspricht. Die Universalität der Überzivilisation steht im Widerspruch zu ihrer europäischen (bzw. europa-abhängigen) Lokalisation und Zentralisation. Europa, das die Konzeption der Überzivilisation hervorgebracht hat, überwindet und schafft sich selbst ab, insofern unweigerlich das Bestreben aufkommen muss, an dieser universellen Zivilisation einen gleichen Anteil zu haben und sich gegen die Privilegien Europas zu stellen.“ Die hierin angezeigte Spannung bildet ein Ausgangsmotiv der in diesem Band versammelten Essays. Sie stammen von renommierten PhilosophInnen aus insgesamt zehn Ländern Europas, die sich in ihren Überlegungen zur politischen Philosophie der Inspiration durch die Phänomenologie verbunden wissen.
Über Zivilisation und Differenz. Beiträge zu einer politischen Phänomenologie Europas
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