Am 15. Dezember 1998 prangte als Aufmacher der New York Times unter dem Titel „Tarnished Laureate“ eine ausführlichen Reportage des MittelamerikaSpezialisten Larry Rohter. Dieser war eigens nach Guatemala gereist, um die provokante These eines amerikanischen Anthropologen namens David Stoll zu überprüfen: Die guatemaltekische Friedensnobelpreisträgerin und Maya-Aktivistin Rigoberta Menchú habe in ihren vielfach übersetzten und millionenfach verkauften Erinnerungen nicht nur ihre eigene Lebensgeschichte verändert, sondern vor allem ein falsches, von links-revolutionären Ideen getragenes Geschichtsbild verbreitet. Rohters Artikel bestätigte Stolls Untersuchungen. Die Diskussionen, die sich seit den frühen 90er Jahren um Stolls umstrittene Interpretationen der guatemaltekischen Bürgerkriegsgeschichte immer wieder entfachten, verdichteten sich durch die breite öffentliche Plattform der NYT und die neue Pointiertheit seiner These zu einer intensiven Debatte. Sie entflammte zuerst die Gemüter an verschiedenen USUniversitäten, und stellt in Guatemala bis heute ein Prisma der intellektuellen Auseinandersetzungen um den 1996 beendeten Krieg dar.
„Der Diamant, den der Weihnachtsmann der Rechten brachte“
JVF Conference Papers