Achsen der Ungleichheit – Achsen der Differenz. Verhältnisbestimmungen von Klasse, Geschlecht, »Rasse« / Ethnizität

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In der Debatte über gesellschaftliche Transformationsprozesse in Zeiten von Globalisierung und europäischer Integration wird vielfach eine Kluft zwischen der wachsenden Brisanz von Fragen sozialer Ungleichheit und Ausgrenzung auf der einen und ihrer unbefriedigenden wissenschaftlichen Durchdringung auf der anderen Seite notiert. Klärungsbedarf besteht sowohl hinsichtlich des Verhältnisses von Kontinuität und Wandel in den Formen von Ungleichheit als auch bezüglich der Frage nach den für das Verständnis der Gegenwartsgesellschaft relevanten Strukturgebern von Ungleichheit. In unserem Beitrag, mit dem wir eine breitere Diskussion anregen möchten, geht es um eine historisch-gesellschaftstheoretisch inspirierte Neu-Konfigurierung der Thematik. Ausgelotet werden sollen Anknüpfungspunkte und Perspektiven für einen integrierten Blick auf Ungleichheit entlang der Achsen von Klasse, »Rasse« / Ethnizität und Geschlecht als differenten, aber miteinander in Wechselwirkung stehenden gesellschaftlichen Strukturzusammenhängen.

Achsen der Ungleichheit – Achsen der Differenz. Verhältnisbestimmungen von Klasse, Geschlecht, »Rasse« / Ethnizität

In unserem Plädoyer für die Entwicklung einer integrierten und kategorial erweiterten Analyse von Ungleichheit gehen wir von zwei Voraussetzungen aus:

Erstens von der Annahme, dass Ungleichheit weder eine vorübergehende Erscheinung noch eine marginale Anomalie bzw. Pathologie der modernen Gesellschaft darstellt, sondern ein sie prägendes und sich weiter ausprägendes Merkmal. Mit Niklas Luhmann formuliert: »Das rationale Funktionieren der Funktionssysteme (…) erzeugt (…) immense Ungleichheiten, für die keine Funktion angegeben werden kann. Das gilt für die Wirtschaft, also für die Verteilung von Reichtum und Armut, aber auch für die Erziehung und für die Chancen der Forschung« und noch weit darüber hinaus (Luhmann 1987, S. 36). Anders als Luhmann denken wir jedoch, dass Ungleichheit in der modernen kapitalistischen Gesellschaft sehr wohl funktional ist, dass sie systemischen und systematischen Charakter besitzt, dass sich aber ihre Funktionalität nicht ohne weiteres »angeben« lässt. Einen wichtigen Grund dafür, dass Ungleichheit funktional ist, ohne als funktional wahrgenommen zu werden, vermuten wir in einem Widerspruch zwischen den Funktionsgesetzen und -mechanismen der modernen kapitalistischen Gesellschaft einerseits und ihren Leitideen und Prinzipien von Freiheit, Gleichheit und Solidarität auf der anderen Seite. Die moderne Gesellschaft scheint einerseits Gleichheit nicht herstellen, andererseits aber auf Dauer bestehende Ungleichheit nicht mit Sinn füllen, also erklären, begründen und legitimieren zu können – sie kann also weder die ihr zugrunde liegenden Prinzipien realisieren, noch andere Prinzipien an deren Stelle setzen. Der modernisierungs- und gesellschaftstheoretische mainstream muss diese Zusammenhänge verfehlen, sofern er begrifflich von der Gültigkeit der Ideen der Moderne ausgeht. Der semantische Rahmen der Moderne kann nicht einziger Ausgangspunkt einer kritischen Gesellschaftsanalyse sein (Negt 2001).

Die zweite Vorentscheidung in der Annäherung an das Thema betrifft den kategorialen Fokus auf drei Achsen der Ungleichheit. Unsere gesellschaftstheoretische Ausgangsannahme ist, dass die Trias Klasse, »Rasse« / Ethnizität und Geschlecht Verhältnisse bezeichnet, die auf ebenso unterschiedliche wie nachhaltige Weise die Ungleichheitsstruktur nahezu aller Gesellschaften prägen. Damit verweist sie einerseits auf ältere Ursprünge und historisch im Sinne der longue durée weiter wirkende Wurzeln sozialer Ungleichheit; sie gewinnt andererseits aber erst unter den Voraussetzungen und im Kontext moderner westlicher Industriegesellschaften eine spezifische Kontur. Genauer gesagt, Klasse, »Rasse« / Ethnizität und Geschlecht bilden sich in genau dem historischen Zeitraum als Relationen gesellschaftlicher Ungleichheit sowie als Ein- und Ausgrenzungsverhältnisse aus, in dem ein hierarchisch gestuftes Weltbild verblasst und alte Formen von Ungleichheit bzw. ihre Legitimationsdiskurse obsolet und außer Kraft gesetzt werden. Im semantischen Rahmen einer primär ökonomisch-klassentheoretisch argumentierenden Ungleichheits- und Gesellschaftstheorie ist die Komplexität und Dynamik dieser Verhältnisse nicht zu fassen. Wir glauben, dass eine perspektivisch erweiterte historische Rekonstruktion es nicht nur erlaubt, Formen und Konfigurationen von Ungleichheit und Differenz in unterschiedlichen Phasen der gesellschaftlichen Veränderung genauer als bisher zu bestimmen, sondern auch, dass sie eine wichtige Voraussetzung für ein komplexeres Verständnis von Ungleichheit in der Gegenwart wäre. Darüber hinaus geht es auch um eine adäquatere Beschreibung der historischen Ausgangskonstellation, auf deren Basis aktuelle zeitdiagnostische Beiträge, etwa Theorien einer Zweiten oder reflexiven Moderne, ihre Annahmen über einen epochalen Wandel formulieren (vgl. dazu Aulenbacher 2001; Becker-Schmidt 2003; Beer 1992; Klinger 2005; Negt 2001).

Angeregt durch die im anglo-amerikanischen Sprachraum unter dem Begriff der »Intersektionalität« geführte Diskussion (s.u.) greifen wir die Trias von »race/ethnicity, class, gender« auf. Zwar reflektiert diese Trias zunächst in hohem Maße die Sozialstruktur ihres Entstehungskontexts, der USA. Wir gehen jedoch davon aus, dass sie sich auch für eine Re-Inspektion struktureller Grundkonstellationen in den modernen kapitalistischen Gesellschaften Westeuropas eignet, jedenfalls dann, wenn sie – stärker als das in der anglo-amerikanischen Debatte derzeit der Fall ist – zum Fokus einer grundsätzlich symmetrischen Analyse gemacht wird. Die heuristische Symmetrierung der drei zentralen Achsen der Ungleichheit im Rahmen einer historisch begründeten »Ausgangssetzung« soll helfen, vorschnelle Gewichtungen bzw. Hierarchisierungen zu vermeiden und den Blick auf die je spezifische Verfasstheit der Strukturzusammenhänge von »race/ethnicity, class, gender« offen zu halten. Gleichzeitig nötigt die intersektionelle Perspektive dazu, die Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Achsen der Ungleichheit nicht aus dem Blick zu verlieren. Perspektivisch geht es also um die Formulierung einer Analytik, die es erlaubt, sowohl den Zusammenhang als auch die Differenz zwischen den »three worlds of inequality« (Solomos / Back 1999, S. 18) zu fassen. Aufgrund der unterschiedlichen strukturellen Verfasstheit und inhaltlichen »Komposition« dieser Achsen der Ungleichheit vermuten wir, dass eine integrierte Perspektive besondere Chancen birgt, die unproduktiven Frontstellungen der vergangenen Jahrzehnte (strukturierte soziale Ungleichheit vs. gesellschaftliche Entstrukturierung; kulturelle vs. ökonomische Faktoren, System- versus Akteursperspektive) zu überwinden. Um eine solche Strukturbestimmung und »Übersetzungsleistung« überhaupt in Angriff nehmen zu können, wäre es wichtig, in einem offenen transdisziplinären Austausch herauszufinden, auf welchen Ebenen der Analyse ein solcher Klärungsversuch sinnvollerweise ansetzen könnte.

Der Zeitpunkt für Versuche einer Überwindung bisheriger Arbeitsteilungen scheint derzeit günstig (für ein ähnlich gerichtetes Plädoyer gegen paradigmatische Selbstgenügsamkeiten in der Gesellschaftstheorie vgl. den Beitrag von Schwinn in diesem Band). In allen drei Wissenschaftsbereichen, das heißt in der Gesellschaftstheorie, in der Ungleichheitssoziologie und in jenen Forschungsrichtungen, die sich jeweils auf eine der Kategorien Klasse, »Rasse« / Ethnizität und Geschlecht konzentrieren, mehren sich die Anzeichen dafür, dass die mit einem Übermaß an Spezialisierung verbundenen Einbußen an Analysefähigkeit selbstkritisch registriert werden. Zwei Aspekte werden dabei im Rückblick auf die Diskussionen der vergangenen Jahre hervorgehoben: Zum einen gelte es, neben dem Wandel in den Erscheinungs- und Wahrnehmungsformen sozialer Ungleichheit auch strukturelle Kontinuitäten wieder stärker in den Blick zu rücken. Zum anderen gehe es um die systematische theoretische Integration unterschiedlicher Strukturgeber von Ungleichheit. Kurzum, wir befinden uns derzeit in einer Situation, in der – nicht zuletzt angesichts des Drucks, der von den in globalem Maßstab explodierenden gesellschaftlichen Problemen ausgeht – von allen Seiten die Defizite (auch der jeweils eigenen Position) erkannt und Desiderate benannt werden. Viele sind unterwegs, ohne dass sich jedoch schon neue Ufer am Horizont klar abzeichnen würden.

Im Folgenden soll die Ausgangslage in den drei Diskursfeldern skizziert werden.

1. Ungleichheitssoziologie

In der Ungleichheitssoziologie mangelt es nicht an feinrastrigen empirischen Bestandsaufnahmen von Disparitäten in allen möglichen Bereichen, und es liegen unterschiedlich weit ausgearbeitete Versuche vor, der Mehrdimensionalität und dem Formwandel von Ungleichheit gerecht zu werden (Berger / Vester 1998; Bader 1991; Geißler 2001; Gottschall 2000; Hradil 1999; Kreckel 1992; Müller 1997; Vester u.a. 1993). Ausgeprägt ist überdies das Komplexitätsbewusstsein hinsichtlich des wissenschaftlichen Umgangs mit dieser hochgradig normativen und reflexiven Thematik. Ein aktuelles Dokument dafür ist das von der Programmkommission der Deutschen Gesellschaft für Soziologie vorgelegte Papier zum Rahmenthema des Münchener Kongresses für Soziologie, der 2004 – erstmals in der neunzigjährigen Geschichte des Fachverbandes – unter dem Leitthema »Soziale Ungleichheit und kulturelle Unterschiede« stand .

Gleichwohl wird der theoretische Forschungsstand von vielen als unbefriedigend wahrgenommen (Berger 2004; Berger / Schmidt 2004; Bieling 2000; Cyba 2000; Gottschall 2000; Hradil 2004; Müller 1997; Schimank 1998; Schwinn 1998, Weiß 2002, 2004). Für die Entstehung dieser Situation gibt es mehrere Gründe. Zweifellos wurde sie begünstigt durch die zunehmende Arbeitsteilung zwischen empirischer Ungleichheits- bzw. Sozialstrukturanalyse und Ungleichheits- bzw. Gesellschaftstheorie. Als Teil des Problems gilt auch eine gewisse Selbstgenügsamkeit des deutschsprachigen akademischen Diskurses. Am stärksten beeinflusst wurde die Entwicklung jedoch durch die theoretischen Verschiebungen in den vergangenen beiden Jahrzehnten, in denen das Paradigma strukturierter Ungleichheit unter dem Einfluss der Diagnosen einer Pluralisierung von Lebenslagen sowie der Entdeckung »horizontaler« Disparitäten an Boden verlor (Hradil 1999; Geißler 1996; Frerichs 1997). Ging es in diesem Prozess zunächst noch um eine Perspektiven-Erweiterung, die sich angesichts des wahrgenommenen gesellschaftlichen Wandels kritisch von den seinerzeit vorherrschenden Klassen- und Schichtungsmodellen absetzte, so zielten die Entwicklungen ab der zweiten Hälfte der achtziger Jahre auf radikalere paradigmatische Einschnitte: Der Perspektiven-Wechsel »mündete schließlich in das Programm einer postmodernen bzw. subjektivierten Sozialstrukturanalyse (vgl. u.a. Beck 1986; Bude 1988), die sich ganz den horizontalen Ungleichheiten – gesellschaftlichen Teilbereichen, Netzwerkstrukturen etc. – zuwandte« (Bieling 2000, S. 184). Unübersehbar herrschte in diesem Prozess, von heute aus betrachtet, eine auch diskurspolitisch-rhetorisch motivierte Tendenz vor, den Wandel von Strukturen und Formen sozialer Ungleichheit stark in den Vordergrund zu stellen. Der Blick auf Kontinuitäten in den zugrunde liegenden strukturellen Konstellationen kam dabei systematisch zu kurz. Es sind solche »Ausschläge«, die das Karussell von »post« und »new« antreiben: »Sie ist wieder da, sie war nie weg«, so fasst Jürgen Kaube in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die beiden Befunde zusammen, zwischen denen sich der Soziologentag zum Thema Ungleichheit nicht zufällig bewegte (FAZ vom 11.10.2004).

Dass die Einbeziehung »neuer« Kategorien und Dimensionen sozialer Strukturierung und -hierarchisierung gegen das »alte« Paradigma strukturierter Ungleichheit ins Feld geführt werden konnte, hängt nach unserer Auffassung damit zusammen, dass es in dieser Diskussion nicht gelungen ist, die Strukturgeber und -mechanismen von Ungleichheit begrifflich angemessen komplex zu fassen. Weiß resümiert die theorie-systematische Problematik pointiert so: Klassentheorien

»müssen entweder voraussetzen, dass Ungleichheit so eindimensional strukturiert ist, dass die Zwangsläufigkeit einer Klassenbildung kaum von der Hand zu weisen ist. In diesem Fall sehen sie sich aber außerstande, diverse Ursachen von Ungleichheit, wie z.B. geschlechtsspezifische Ungleichheiten oder ethnische Machtasymmetrien angemessen zu berücksichtigen (Weiß u.a. 2001). Oder sie gehen wie die Mehrzahl neuerer Theorien davon aus, dass Ungleichheit auf unterschiedlichen Wegen entstehen kann. Dann ist zu klären, wie diverse Ungleichheiten aneinander anknüpfen und sich zu theoretisch rekonstruierbaren Klassenlagen verdichten können.« (Weiß 2004, S. 218)

Zu den Faktoren, die Fortschritte in der Theoriebildung behindert haben, gehört auch in diesem Fall die arbeitsteilige Bearbeitung dieser Komplexität. An der von Karin Gottschall in ihrem Überblick »Soziale Ungleichheit und Geschlecht« festgestellten inhaltlichen Verselbständigung eines »soziologischen Ungleichheitsdiskurses ohne Geschlecht und einer feministischen Theorie ohne Klasse« (Gottschall 2000, S. 15) hat sich noch nicht viel geändert. Allerdings zeigen die sich häufenden Verweise auf dieses Desiderat, dass das Unbehagen an dieser Situation gewachsen ist. (Acker 2003; Aulenbacher 2004; Bader 1998; Frerichs / Steinrücke 1997; Knapp / Wetterer 2001, 2003; Kohlmorgen 2004; Müller / Schmid 2003; Rademacher / Wiechers 2001; Schroer 1997; Thien 1998).

Den zentralen Fokus der aktuellen ungleichheitstheoretischen Diskussion bildet die Frage, wie sich die überkommene sozialstrukturelle Perspektive auf das Verhältnis von »oben« und »unten« verhält zur Perspektive der Sozialintegration entlang der Logik von »drinnen« und »draußen« (vgl. hierzu den Beitrag von Saskia Sassen in diesem Heft). Von der Anlage her erinnert dies an die Frage nach den Beziehungen zwischen vertikalen und horizontalen Disparitäten, die unter Prosperitätsbedingungen und im Kontext von Diagnosen einer zunehmenden Pluralisierung und Individualisierung aufkam. Den Hintergrund der neuen Diskussion bilden jedoch andere Problemlagen und Fragestellungen. So reagiert etwa die – vor allem im anglophonen Bereich geführte – underclass-Debatte auf Phänomene der Entstehung ethnisch heterogen zusammengesetzter »subproletarischer« Schichten; in Frankreich werden Probleme der Prekarisierung sozialer Verhältnisse vor allem in den Debatten um Konzepte wie »Exklusion« oder »die Überflüssigen« (Castel 1995) reflektiert. Diese Begriffe akzentuieren zum einen einen Formwandel von Ungleichheit – veränderte Profile sozialen Abstiegs, Verzeitlichung etc. -, dessen Konturen noch genauer zu fassen wären (vgl. dazu die Artikel von Hark und Jalusic im vorliegenden Heft). Sie verweisen zum anderen auf die immer offenkundiger werdende Bedeutung komparativer Perspektiven, die dem Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen Kontextbedingungen und wissenschaftlicher Problematisierung von Ungleichheit Rechnung tragen (Baecker, Bude, Honneth, Wiesenthal 1998). Nach wie vor zutreffend ist Reinhard Kreckels vor zwanzig Jahren getroffene Feststellung, »dass alte und neue, nationale und internationale, vertikale und nicht-vertikale Ungleichheiten ein gemeinsames begriffliches und theoretisches Dach benötigen, weil es sich dabei heute um ein zusammenhängendes Problem handelt.« (Kreckel 1983, S. 8; Kreckel im vorliegenden Heft) Deutlich wird in diesen Debatten, dass und warum Ungleichheit jenseits eines gesellschaftstheoretischen Horizonts nicht verstanden werden kann. Nicht zufällig ist daher der Konnex von Ungleichheitsanalyse und Gesellschaftstheorie eine der Zentralachsen, um die sich die Einschätzung von theoretischen Desideraten dreht.

2. Gesellschaftstheoretische Reflexion

Das Feld gesellschaftstheoretischer Reflexion kann derzeit mit Fug und Recht als eine der wieder eröffneten »Großbaustellen« der internationalen Theoriediskussion bezeichnet werden. Seit dem Aufbrechen der durch Systemkonkurrenz geprägten Nachkriegskonstellation sind die Verhältnisse in Bewegung gekommen. Ökonomische, kulturelle und politische Entgrenzungsschübe, technologisch vermittelte Neukonfigurationen von Raum und Zeit und andere Phänomene des Wandels in den verschiedenen Sphären gesellschaftlicher Reproduktion stellen alle Richtungen oder »Schulen« der Gesellschaftstheorie vor neue Herausforderungen.

Die Art und Weise, in der Ungleichheit im Rahmen einer bestimmten gesellschaftlich-strukturellen Konstellation jeweils anvisiert und erklärt wird, ist abhängig von den Architekturen der Theorien, an die dabei angeknüpft wird. Eines der Grundprobleme ist dabei die Frage nach den »axialen Prinzipien« (Bell) der Vergesellschaftung, die dabei in den Blick genommen werden. Theoretiker, die vom Primat der funktionalen Differenzierung der Gesellschaft ausgehen und Gesellschaft kommunikationstheoretisch fassen, nehmen mit ihren Unterscheidungen andere Gewichtungen von Problemen vor als Theoretiker aus der marxistischen Tradition, die eine historisch-materialistische Perspektive auf den Lebensprozess der Gesellschaft einnehmen und vom Kapitalverhältnis als dessen ökonomischer Kernstruktur ausgehen. Im perspektivischen Kreuzungsbereich von »oben« und »unten« / »drinnen« und »draußen«, verfügen beide Traditionen über unterschiedliche Potentiale und Schwächen (Bieling 2001; Demirovic 2001; Schimank 1998; Schwinn 1998; Negt 2001). Quer zu diesen großen gesellschaftstheoretischen Strömungen, die in sich heterogen sind und zwischen denen es zudem eine Reihe von Vermittlungsversuchen gibt, liegen die zeitdiagnostisch angelegten Gegenwartsanalysen, die in jüngerer Zeit viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. In Typenbegriffen von Gesellschaft (Wissensgesellschaft, Konsumgesellschaft, Transkulturelle Gesellschaft) wird gesellschaftliche Entwicklung auf der Basis bestimmter Trends oder einzelner Aspekte (»single issues«) fokussiert. Fragen nach Strukturen der Ungleichheit werden in solchen Ansätzen – wenn überhaupt – im Kontext der jeweils als dominant beschriebenen Trends und damit aus einer in der Regel partikularen Sicht auf den gesellschaftlichen Prozess verhandelt.

Mit der Frage nach axialen Prinzipien der Gesellschaft sind sozialontologische Fragen verknüpft, an denen sich ebenfalls die Geister und Schulen scheiden:

»(1) Was sind axiale Prinzipien? Handelt es sich bei ihnen entweder um sozialstrukturelle Merkmale einer Totalität oder um allgemeine Begriffe einer Theorie des gesellschaftlichen Ganzen? Wenn dieses Entweder-Oder falsch sein sollte: Wie hängen die Ebenen der Theorie und der gesellschaftlichen Wirklichkeit zusammen? (2) Wenn es sich bei den Achsen um wirkliche Organisationsprinzipien einer Gesellschaftsformation oder gar einer ganzen Epoche handeln sollte, wie sind sie im Spannungsfeld zwischen Nominalismus und Realismus einzuschätzen? Handelt es sich um wesentliche Merkmale wirklicher Totalitäten oder um bestimmte Gesichtspunkte (Begriffe) unter unendlich vielen gleichrangigen anderen, die ein Theoretiker aufgrund seines jeweiligen Erkenntnisinteresses hervorgehoben hat?« (Ritsert 2000, S. 109)

Unsere Ausgangssetzung von Klasse / »Rasse« bzw. Ethnizität / Geschlecht als »Achsen der Ungleichheit« verbindet nominalistische und realistische Gesichtspunkte. Wir setzen sie als mögliche Unterscheidungen, deren Auswahl gleichwohl nicht zufällig erfolgt, sondern auf dem Hintergrund aktueller Problemlagen und neuer Problematisierungen, die ihrerseits in die Geschichte der gegenwärtigen Gesellschaftsformation verweisen. Insofern es gute historisch-empirische Gründe für die Annahme gibt, dass die Begriffe konstitutive Verhältnisse der (europäischen) Gesellschaften bezeichnen, sind es auch realistisch begründete Unterscheidungen. Diese Gesellschaften formieren bzw. entfalten sich mit dem 19. Jahrhundert als zugleich moderne, bürgerlich-patriarchale, nationalstaatlich verfasste und kapitalistische Gesellschaften – eine Konstellation von Attributen, die auf einen komplexen, widersprüchlichen und dynamischen Zusammenhang deutet und in denen sich unschwer auch Hinweise auf unsere begriffliche Triade erkennen lassen. Und dieses, auf unterschiedliche Weise institutionalisierte, Gefüge sozialer Relationen ist es, das nach dem »short century« (Hobsbawm) erneut in Bewegung gerät.

Zweifellos ist unsere Frage nach »Achsen der Ungleichheit« theorie-systematisch und historisch näher an den Traditionen von Marx und Weber, die das Paradigma strukturierter Ungleichheit begründet haben, als etwa an Theorien gesellschaftlicher Entwicklung, die das Primat funktionaler Differenzierung, die autopoiesis der Teilsysteme und die diesen jeweils entsprechenden Inklusionsformen zum Ausgang nehmen. Offenkundig übersteigt jedoch die integrierte und symmetrische Perspektive auf Klasse, Geschlecht, »Rasse« / Ethnizität auch den kategorialen Rahmen ihrer Herkunfts- bzw. Bezugstradition.

Wir teilen den Ausgangspunkt der Kritischen Theorie, sofern diese auf folgende Weise bestimmt wird: Kritischer Theorie geht es

»nicht nur um Zwecke, wie sie durch die vorhandenen Lebensformen vorgezeichnet sind, sondern um die Menschen mit allen ihren Möglichkeiten. Insofern bewahrt die Kritische Theorie über das Erbe des deutschen Idealismus hinaus das der Philosophie schlechthin; sie ist nicht irgendeine Forschungshypothese, die im herrschenden Betrieb ihren Nutzen erweist, sondern ein unablösbares Moment der historischen Anstrengung, eine Welt zu schaffen, die den Bedürfnissen und Kräften der Menschen genügt (…). [Kritische Theorie] zielt auf die Emanzipation des Menschen aus versklavenden Verhältnissen (…). [Sie] hat die Erkenntnis festgehalten, dass die freie Entwicklung der Individuen von der vernünftigen Verfassung der Gesellschaft abhängt. Indem sie den gegenwärtigen Zuständen auf den Grund ging, wurde sie zur Kritik der Ökonomie. Kritik jedoch ist nicht identisch mit ihrem Gegenstand. Aus der Philosophie hat sich nicht etwa eine Volkswirtschaftslehre herauskristallisiert. Die Kurven der mathematischen Nationalökonomie (…) vermögen den Zusammenhang mit dem Wesentlichen ebenso wenig zu wahren wie die (…) Fachphilosophie. Die Begriffe jener Disziplin[en] haben die Beziehung zu den grundlegenden Verhältnissen der Epoche verloren (…). Im Unterschied zum Betrieb der modernen Fachwissenschaft ist jedoch die kritische Theorie der Gesellschaft auch als Kritik der Ökonomie philosophisch geblieben« (Horkheimer 1970, S. 58 f.). »(…) [D]as Ziel einer vernünftigen Gesellschaft, das heute freilich nur in der Phantasie aufgehoben scheint, ist in jedem Menschen wirklich angelegt« (S. 63).

In dieser Definition kritischer Theorie sind einige Elemente enthalten, an denen wir festhalten:

– Kritische Theorie zielt auf Emanzipation aus versklavenden, unmenschlichen, unwürdigen Bedingungen.

– Damit enthält kritische Theorie eine Zukunftsperspektive im Sinne eines telos als einer gesellschaftlichen Zielvorstellung. Zugleich unterscheidet sie sich damit deutlich von den Formen der Zukunftsorientierung, die gegenwärtig Konjunktur haben: von ängstlich-defensiver »Gegenwartsfolgenabschätzung« einerseits, ebenso wie andererseits von jener manischen Zukunftsbesessenheit um ihrer selbst willen, durch welche die Zementierung der gegenwärtigen Verhältnisse nicht nur verdeckt, sondern sogar noch verstärkt wird. Kritische Theorie enthält demgegenüber ein explizit utopisches Moment, das für die Zukunft nicht Wachstum und Innovation von Produkten erwartet, sondern auf die Erfüllung eines Versprechens zielt, das sich die moderne Gesellschaft selbst gegeben hat, seit sie die Ideen von Freiheit, Gleichheit und Solidarität zu den leitenden Prinzipien ihrer Verfassung gemacht hat (vgl. den Beitrag von Susanne Baer in diesem Heft).

– Kritische Theorie impliziert einen Begriff, eine Theorie der Gesellschaft. Sie kritisiert die Strukturen der bestehenden Gesellschaft und zielt auf ihre tiefgreifende Veränderung. Kritische Theorie ist Kritik der Ökonomie angesichts der hegemonialen Stellung der Ökonomie in der heutigen Gesellschaft: »Indem sie den gegenwärtigen Zuständen auf den Grund [geht], [wird] sie zur Kritik der Ökonomie«. Kritische Theorie ist kein Forschungsansatz und keine Wissenschaft. Sie ist eher der Philosophie verpflichtet, da sie einen Blick für »das Ganze«, für den »Zusammenhang mit dem Wesentlichen« entwickeln und bewahren muss. Diese Perspektive impliziert notwendigerweise eine Art von Außenverhältnis gegenüber der Gesellschaft (»Social criticism might require social exile«, Benhabib 1991, S. 146) – das ist nicht gleichbedeutend mit dem »view from nowhere« der traditionellen Theorie, wohl aber ein »view from outside the walls of the city« (ebd.). Nur aus einer solchen Außenperspektive auf ein Ganzes können die Phänomene von Ungerechtigkeit und Ungleichheit als Merkmale der Gesellschaftsstruktur wahrgenommen werden.

Wir sind uns darüber im Klaren, dass wir damit von Voraussetzungen ausgehen und überzeugt sind, ausgehen zu müssen, die wir jedoch nicht mehr als gegeben annehmen können. Das bedeutet zugleich, dass für uns einige Prämissen, die Horkheimer in seiner Definition kritischer Theorie als selbstverständlich zugrunde legt, eben diese Selbstverständlichkeit verloren haben:

– Der geschichtsphilosophische Horizont, den Horkheimer im Sinn hatte, als er von der »historischen Anstrengung« sprach, »eine Welt zu schaffen, die den Bedürfnissen und Kräften der Menschen genügt«, hat an Überzeugungskraft eingebüßt.

– Es gibt »den Menschen« als Subjekt dieses historischen Prozesses universaler Emanzipation nicht; das Ziel einer vernünftigen Gesellschaft ist nicht in einem Wesen des Menschen »wirklich angelegt«.

– Jedenfalls gibt es beides, Mensch und Geschichte, nicht im Singular des Universalismus. Gewiss gibt es Menschen und ihre Geschichten, aber die Bedeutung / der Sinn des Mensch-Seins und das Ziel der Geschichte der Menschheit ist fraglich geworden. Das ist keineswegs nur zu bedauern, sondern diese Erkenntnis, die Kritik an einem prätendierten und prätentiösen Universalismus ist ein wichtiges Resultat und ein Beitrag zum Projekt der Kritischen Theorie, »die Menschen mit allen ihren Möglichkeiten« zu emanzipieren. Es bedeutet, Kritische Theorie selbst noch von jenen paternalistischen Attitüden und imperialen Gesten zu befreien, von der Anmaßung überlegenen Wissens, von der Koketterie mit der Macht, die das Projekt der Philosophie, auch noch der alten Kritischen Theorie, zuweilen in totalisierende Versuchungen verstrickt haben. Wir befinden uns heute in einer Situation ohne Subjekt und Geschichte.

– Viele behaupten sogar noch darüber hinaus, wir befänden uns in einer Situation ohne Gesellschaft: »There is no such thing as Society« hat Margaret Thatcher triumphierend im Jahr 1989 verkündet. Sie hat – unvorsichtigerweise – hinzugefügt: »There are individual men and women, and there are families«. Wenn das keine Gesellschaft ist! Aus einer feministischen Perspektive reicht das jedenfalls allemal, um über gesellschaftliche Verhältnisse, Macht und Ohnmacht, Herrschaft und Ungleichheit nachzudenken. Das heißt, es reicht vollkommen, um mit Louis Althusser festzustellen: » (…) nous sommes obligé[e]s de reposer notre vieille question: ›qu’est-ce qu’une société?‹« (Althusser 1976, S. 87).

Anders gesagt: Auch ohne Subjekt und ohne Geschichte, befinden wir uns immer noch in Gesellschaft und zwar in schlechter Gesellschaft, d.h. in einer Gesellschaft die durch Ungleichheiten geprägt ist, die von Armut, Hunger, Not und Gewalt sehr verschiedener und auch noch der krassesten Art heimgesucht wird, ohne diese alten Geißeln der Menschheit angesichts der gleichzeitig enorm wachsenden Macht und des Reichtums noch als gott- oder naturgegeben hinnehmen zu müssen und beten zu können. Wir müssen unsere Probleme als gesellschaftlich gemacht verstehen. Zwar fehlen uns aufgrund des Verlusts von Subjekt und Geschichte die Begriffe, Kategorien, Theorien, die als positive Ausgangspunkte dienen könnten; woran es indessen nicht fehlt, ist der negativ bestimmte Bedarf (objektiv) und das (subjektive) Bedürfnis, die Verhältnisse, unter denen wir leiden, die Welt in der wir leben, nicht nur zu verstehen, sondern vor allem zu verändern.

Letztlich hatte die traditionelle Kritische Theorie nicht viel mehr zu bieten: »Die kritische Theorie hat (…) keine spezifische Instanz für sich als das mit ihr selbst verknüpfte Interesse an der Aufhebung des gesellschaftlichen Unrechts. Diese negative Formulierung ist, auf einen abstrakten Begriff gebracht, der materialistische Inhalt des idealistischen Begriffs der Vernunft« (Horkheimer 1970, 56). Kritische Theorie war längst schon negative Theorie. Durch den im Sinne ihres eigenen Projekts heilsamen Zwang zur Bescheidenheit und Selbstbescheidung mag sie inzwischen noch negativer geworden sein.

Generell lässt sich zur Beschreibung der Diskussionslage in der Gesellschaftstheorie sagen, dass die Kategorien Klasse, »Rasse« / Ethnizität und Geschlecht bislang mit sehr unterschiedlichem Gewicht und noch nie in einer systematisch integrierten Perspektive verhandelt wurden. Der Begriff der Klasse bezeichnet traditionsgemäß sowohl einen Mittelpunkt als auch eine Scheidelinie innerhalb der Gesellschaftstheorie. Von ihm stoßen sich Diagnosen der Auflösung von Kollektivlagen ab, an ihm halten neo-marxistische Versuche einer historisch-empirisch komplexeren Reformulierung fest, gegen ihn richten sich systemtheoretische Erklärungen seines Überholtseins unter den Bedingungen des Primats der funktionalen Differenzierung. Im Vergleich dazu verweisen Begriffe wie Geschlecht, Ethnizität oder »Rasse« eher auf Leerstellen oder Nebenschauplätze im gesellschaftstheoretischen Diskurs. In der jüngeren systemtheoretischen Diskussion, die sich der Ungleichheitsthematik zunehmend annimmt, werden zwar Fragen von Geschlecht und Ethnizität verstärkt diskutiert (Nassehi 1990,2003; Pasero 1995; Weinbach / Stichweh 2001; Weiß 2001, 2004). Ob sie mit ihren terminologischen Festlegungen (Inklusion / Exklusion; Thematisierung / De-Thematisierung (Pasero)) immer den Differenzierungsgrad von Begriffsangeboten aus der sogenannten »alteuropäischen« Theorietradition erreichen, ist jedoch strittig (Bieling 2001; Demirovic 2001; Knapp 2001).

Aber auch andere (akteurs-, praxis-, handlungs-, und strukturtheoretische) Ansätze mit gesellschaftstheoretischem Anspruch haben anhaltende Schwierigkeiten im Umgang mit der unterschiedlichen Verfasstheit der »Achsen der Ungleichheit« und deren Zusammenhang untereinander. Im Spektrum marxistischer Gesellschaftstheorie stößt man noch immer auf das traditionsreiche downsizing von Geschlecht zum Nebenwiderspruch, an dem die feministische Kritik schon in den 1970er Jahren Anstoß nahm (Beer 1984). Nicht selten sind ebenfalls Formen der Subsumtion von Geschlecht oder »race« unter den Klassenbegriff (Miles 1999; kritisch: Frerichs 1997; Bader 1998). Die wohl verbreitetsten Formen der gesellschaftstheoretischen Depotenzierung von »Geschlecht«, die sich sowohl in modernisierungstheoretischen Ansätzen als auch in Varianten der Kritischen Theorie finden lassen, sind ein personalistisch verengtes Verständnis von Geschlecht und die soziale Verortung von Geschlechterverhältnissen im Bereich des Privaten und der Intimbeziehungen. (Zur Kritik: Aulenbacher 2004; Becker-Schmidt 2004; Beer 1998; Gottschall 2000; Knapp / Wetterer 2001; Rumpf 1984, 1999) Beide Verfahrensweisen, Vereigenschaftlichung / Personalisierung und Privatisierung, entstammen dem historischen Arsenal der Einhegung und Besonderung eines gesellschaftlichen Spannungsverhältnisses. Angesichts dieser Bestandsaufnahme ließe sich zugespitzt formulieren, dass die Kategorie Geschlecht gegenwärtig gerade durch die Art und Weise ihrer Berücksichtigung als relevante Kategorie der Gesellschaftsanalyse an Bedeutung verliert.

3. Achsen der Ungleichheit

Der neben der soziologischen Ungleichheitsforschung und der Gesellschaftstheorie dritte Strang, an dem unser Projekt anknüpft, sind die drei Forschungszweige, von denen Diskussionen über Achsen von Ungleichheit / Differenz ihren Ausgang nehmen, nämlich die critical race studies, die gender studies und die neueren class studies, wie sie sich vor allem im anglo-amerikanischen Raum, aber auch in vielen europäischen Ländern konstituiert haben.

Ihre Entwicklung beginnt im Anschluss an jene »fünf kurzen, leidenschaftlichen, frohlockenden, rätselhaften Jahre«, als die Michel Foucault die Zeit zwischen 1965 und 1970 bezeichnet (Foucault 1990, S. 429). Das ist ziemlich genau der Punkt, an dem das Konzept Klasse, das in den Protestbewegungen der sechziger Jahre als zentrale Kategorie gesellschaftlicher Analyse vorübergehend neu belebt worden war, als gesellschaftstheoretischer Zentralbegriff ins Abseits, ja regelrecht in Misskredit gerät. In der Folge wenden sich neu entstehende politische bzw. Neue Soziale Bewegungen »single issues« zu, während die Theoriebildung eine dekonstruktive / postmoderne Wendung nimmt. Sowohl die politische Praxis (in Gestalt der verschiedenen Neuen Sozialen Bewegungen) als auch die (politische) Theorie vollziehen einen signifikanten »cultural turn«. Etwas generalisierend lässt sich sagen, dass die Trias von race, class und gender also eigentlich auf den Trümmern des aufklärerischen Emanzipationsdiskurses, der »großen Erzählung« von Freiheit, Gleichheit, Solidarität und namentlich auf den Ruinen des Konzepts Klasse aufbaut. Umgekehrt ausgedrückt: Klasse »überlebt« das rasche Ende ihrer kurzen Renaissance bzw. ihren »Tod« in diesem theoretischen Kontext nur als Teil einer Trias, deren beiden andere Komponenten eigentlich erst in und seit dieser Zeit ein eigenes Profil und Gewicht gewinnen. Denn erst jetzt befreien sich Rasse und Geschlecht allmählich von dem Anschein ihrer (übrigens auf sehr ähnliche bzw. analoge Weise in den pseudowissenschaftlichen Diskursen der Rassen- und Geschlechtertheorien des 19. Jahrhunderts biologisch-biologistisch konstituierten) »Natürlichkeit«.

Die zentrale Einsicht – in diesem Fall für die Kategorie » Rasse« von Albert Memmi formuliert – lautet: »(…) it is not the difference which entails racism; it is racism which makes use of the difference« (Memmi 1968, S. 187 ). Während die Kategorie »Rasse« lange ebenso als Naturphänomen betrachtet und gleichermaßen zur Legitimierung gesellschaftlicher Ungleichheit eingesetzt wurde wie die Kategorie Geschlecht, hat sich die Einsicht in den Konstruktcharakter von » Rasse« vehement durchgesetzt: »(…) before (…) World War II, before the rise of nazism, before the end of the great European empires, and particularly before the decolonization of Africa, before the urbanization of the U.S. black population and the rise of the modern civil rights movement , race was still largely seen (…) as an essence, a natural phenomenon, whose meaning was fixed, as constant as a southern star (…). That was then; this is now. Today the theory of race has been utterly transformed. The socially constructed status of the concept of race (…) is widely recognized« (Winant 1999, S. 181). Die Entnaturalisierung der Kategorie Geschlecht, die Entwicklung der These von Geschlecht als sozialem Konstrukt vollzieht sich analog und auch in etwa zeitgleich.

Nur indem » Rasse« und Geschlecht den Anschein von Naturgegebenheit und damit von Unverrückbarkeit und Unabänderlichkeit abstreifen, können sie als gesellschaftliche Strukturgeber statt als » Schicksal« aufgefasst werden. Sie treten so überhaupt erst auf dieselbe Ebene mit der Kategorie Klasse. Allerdings verlieren sie mit ihrer Naturbasis zugleich auch ihre Evidenz. Das heißt, sie scheinen nunmehr auf ähnliche Weise komplex bzw. diffus zu werden wie die Kategorie Klasse. Dazu tragen in allen drei Fällen die Prozesse bei, die unter den Stichworten von Individualisierung, Globalisierung, postnationale Konstellation u.ä. diskutiert werden. Fast im gleichen historischen Augenblick, in dem Geschlecht und Rasse also überhaupt erst Anerkennung als soziale Strukturgeber und damit als relevante Faktoren gesellschaftlicher Ungleichheit finden, werden sie damit zugleich ähnlich prekär wie der Klassenbegriff.

Es fällt auf, dass die Natürlichkeit der Kategorien Geschlecht und » Rasse« zwar ungefähr zeitgleich, parallel und analog zueinander, allerdings verhältnismäßig selten zusammen in Frage gestellt wird. Eine gewisse Sensibilität für die Parallelen, die Differenzen und Überschneidungen aller drei Kategorien entsteht zuerst und (bis heute) am explizitesten im transnationalen Diskurs der Frauen- und Geschlechterforschung. Angestoßen in den 1980er Jahren von innerfeministischen Einsprüchen gegen die mangelnde Berücksichtigung anderer Strukturgeber von Ungleichheit als der Kategorie Geschlecht (in Deutschland und Großbritannien waren es vor allem Klasse und Sexualität, in den USA race, class, ethnicity, sexuality) hat die Diskussion über »Achsen der Differenz« die Entwicklung der Frauen- und Geschlechterforschung bis heute geprägt. In dem Bestreben, die verschiedenen Achsen zusammen zu denken, ist der bereits 1987 von der amerikanischen Juristin Kimberlé Crenshaw geprägte Begriff der »intersectionality« oder »intersectional analysis« zu einem Leitbegriff geworden. In der internationalen Arena der Frauenrechtspolitik kursiert »intersectionality« inzwischen als Konzept, auf das sich zahlreiche Institutionen und NGO’s innerhalb der Vereinten Nationen beziehen. Im politiknahen Kontext richtet sich »intersectionality« vor allem auf Formen multipler Diskriminierung und Gefährdung (Raj 2002). Wissenschaftsprogrammatisch ist der mit dem Konzept der Intersektionalität anvisierte Horizont jedoch weiter gefasst. Ausgehend von den frühen Interventionen des Black Feminism steht er heute für das umfassende Programm einer integralen Analyse von Achsen strukturierter Ungleichheit und kultureller Differenz. Dabei scheint sich nach dem postmodernen Krisendiskurs der 1990er Jahre über den Bedeutungsverlust der Kategorie «Geschlecht” ein Konsens über eine » both/and-strategy « , wie es Patricia Hill Collins genannt hat, herauszukristallisieren: » We cannot study gender in isolation from other inequalities, nor can we only study inequalities’ intersection and ignore the historical and contextual specificity that distinguishes the mechanisms that produce inequality by different categorial divisions, whether gender, race, ethnicity, nationality, sexuality, or class « (Risman 2004, S. 443). So zeichnet sich eine paradigmatische Neuorientierung ab, deren theoretische und methodologische Implikationen über den feministischen Diskurs weit hinausweisen.

Obwohl es ohne jeden Zweifel ein großes Verdienst der Frauen- und Geschlechterforschung ist, die Überschneidungen verschiedener Ungleichheitsrelationen zuerst thematisiert zu haben, bleiben viele Fragen offen, die nicht allein das Was und Wie ihrer Überschneidungen betreffen. Die Debatten, die um die Triade Klasse, »Rasse« / Ethnizität und Geschlecht in den vergangenen beiden Jahrzehnten geführt werden, kranken daran, dass die Begriffe im anglo-amerikanischen Diskurs, teilweise aber auch im deutschen Sprachraum in erster Linie als Identitätskategorien aufgefasst, also auf der Subjektebene angesiedelt werden. Das heißt, es geht vorrangig darum, wie die Individuen durch ihre Zugehörigkeit zu einem Geschlecht, einer Klasse oder Ethnie »betroffen« sind, welche Erfahrungen sie damit machen und wie sich die verschiedenen »Subjektpositionen« überschneiden. Anders ausgedrückt: In der amerikanischen Diskussion fällt eine starke Konzentration auf mikro- bis mesotheoretische Aspekte von Identität und Diskriminierung auf, während die auf der programmatischen Ebene vorausgesetzten gesellschafts- bzw. makrotheoretischen Perspektiven auf Achsen der Ungleichheit eher selten in den Blick rücken.

Die fehlende Ausarbeitung der soziostrukturellen Grundlagen der Konzepte zeigt sich bis in die jüngste Zeit in einer gewissen Leere dieses Diskurses, die besonders dann zutage tritt, wenn es um die konkrete Bestimmung der Zusammenhänge zwischen Klasse, »Rasse« / Ethnizität und Geschlecht geht. Aus diesem Grund entsteht zuweilen der Eindruck gebetsmühlenhafter Wiederholung. Mit Wendy Brown gesagt: »(…) class [race and gender wären hinzufügen] is invariably named but rarely theorized or developed in the multiculturalist mantra, ›race, class, gender, sexuality‹« (Brown 1995, S. 61). Derzeit mehren sich allerdings in der anglophonen Diskussion die Anzeichen für eine Neuorientierung, die sich unter anderem darin ausdrückt, dass nach dem »cultural turn« der 1990er Jahre, in dessen Zuge kultur- und geisteswissenschaftliche Fächer die feministische Theoriediskussion anführten, sozialwissenschaftliche Analyseperspektiven wieder ein stärkeres Gewicht gewinnen (Knapp 1998, 2001).

Die amerikanische Ungleichheitsforscherin Leslie McCall unterscheidet in ihrer Diskussion über intersectional analyses drei Zugangsweisen: anti-kategoriale Ansätze, die sie vor allem in dekonstruktivistischen und poststrukturalischen Theorien vertreten sieht; intra-kategoriale Zugangsweisen, die Fragen von Differenz und Ungleichheit im Rahmen einer der jeweiligen Kategorien in den Blick nehmen, sei es Klasse, »Rasse« / Ethnizität oder Geschlecht, und drittens inter-kategoriale Zugangsweisen, welche die Verhältnisse und Wechselwirkungen zwischen den Kategorien zu analysieren suchen (McCall 2003). Für uns steht außer Zweifel, dass die inter-kategoriale Zugangsweise das eigentliche Ziel ist, das allerdings noch in weiter Ferne steht. Denn » es ist sinnlos, auf die sich überlagernden oder durchkreuzenden Aspekte von Klasse, Rasse und Geschlecht in den individuellen Erfahrungswelten hinzuweisen, ohne angeben zu können, wie und wodurch Klasse, Rasse und Geschlecht als gesellschaftliche Kategorien konstituiert sind.« (Klinger 2003, S. 25) Zugleich ist evident, dass es in allen drei Hinsichten keine hinreichende vorgängige Klärung der einzelnen Kategorien gibt, auf die zurückgegriffen werden kann, da die herkömmlichen Formulierungen der Konzepte Klasse, Rasse und Geschlecht ihrer Überschneidung eben nicht gerecht werden. Beides, die Definition der Eigentümlichkeit bzw. Eigenständigkeit der Kategorien und die Bestimmung ihres Zusammenhangs muss zugleich erfolgen. Das stellt methodologisch und (gesellschafts)theoretisch ein Novum dar, dem es erst noch gerecht zu werden gilt.


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Anmerkungen

Die Kategorien »Rasse« und »Ethnizität« verweisen auf unterschiedliche Verhältnisse der Fremd- und Selbstdefinition und die entsprechenden Institutionalisierungen, zwischen denen es gleichwohl Überschneidungen gibt, die historisch genauer zu bestimmen und zu kontextualisieren sind. So ist die Kategorie der Ethnizität in Europa stark territorial bestimmt und mit der Geschichte der Nationalstaatsbildung verknüpft. Ethnisierungen arbeiten eher mit kulturellen Unterscheidungen während der Begriff der »Rasse« auf naturalisierenden Begründungen basiert.

In der Bewertung dieser Entwicklung wird regelmäßig übersehen, dass schon die Beschreibungen der Ausgangskonstellation von Ungleichheit, von denen Diagnosen des Wandels ausgingen, defizitär waren, weil das Geschlechterverhältnis als Strukturgeber von Ungleichheit entweder gar nicht oder auf eine unzureichende Weise einbezogen wurde ( zur Begründung dieses Einwandes siehe u.a. Aulenbacher 2004; Gottschall 2000).

Die Notwendigkeit einer kategorialen Erweiterung der Perspektive betonen auch Hans-Peter Müller und Michael Schmid in ihrem 2003 erschienen Überblick über Hauptwerke der Ungleichheitsforschung. »Gender«, so stellen sie in der Einleitung fest, sei im letzten Vierteljahrhundert zu einer der wichtigsten Kategorien sozialer Ungleichheit geworden. Ähnliches gelte für die Kategorie »Ethnizität«, die in dem Maße an Bedeutung gewinne, in dem im Gefolge einer immer umfangreicher werdenden Immigration aus den westlichen Nationalstaaten plurikulturelle Gebilde würden (Müller/Schmid 2003, S. 9).

So will die Systemtheorie durch den Blick auf die durch Funktionssysteme definierten Formen von Inklusion / Exklusion sowie durch die Aufmerksamkeit auf die Entstehung eines dysfunktional integrierten Exklusionsbereichs nicht nur die Fixierung auf distributive Ungleichheitsverhältnisse überwinden, sondern auch räumliche Aspekte stärker gewichten (Bieling 2001, S. 156; Stichweh 1997).

Nach Marx muß bekanntlich das Kapitalverhältnis den „Ausgangs- wie Endpunkt« der Gesellschaftsanalyse bilden: „Es ist eine allgemeine Beleuchtung, worin alle übrigen Farben getaucht sind, und die sie in ihrer Besonderheit modifiziert.« (Marx 1953, S. 264).

Am Beispiel der Theorien Ulrich Becks und Anthony Giddens diskutiert dieses Problem Brigitte Aulenbacher (2004).

Dass diese gesellschaftliche Konstellation faktisch den nationalstaatlichen Rahmen, der historisch eines ihrer konstitutiven Elemente darstellt, immer schon überschritten hat, sei nur am Rande vermerkt. Die Verabschiedungen des Gesellschaftsbegriffs mit dem Hinweis darauf, dass seine Voraussetzungen in Zeiten der Globalisierung erodiert seien, setzen ein verkürztes Verständnis von Gesellschaft als nationalem Container voraus.

Margret Thatcher in Woman’s Own, 31.10. 1987. Zitiert nach Oxford Dictionary of Political Quotations, Oxford UP 1999, S. 362.

»(…) feminists are perhaps alone in the academy in the extent to which they have embraced intersectionality (- the relationship between multiple dimensions of social relations and social identities – ) as itself a central category of analysis. One could even say that intersectionality is the most important theoretical contribution of women’s studies along with racial and ethnic studies so far.« (McCall 2003, S. 3)

»It is interesting (…) that we who do feminist scholarship have relied so heavily on mathematical metaphors to describe the relationships among gender, race and class. (…) some of us, have drawn on basic arithmetic, adding, subtracting, and dividing what we know about race and class to what we already know about gender. Some have relied on multiplication, seeming to calculate the effects of the whole from the combination of different parts. And others have employed geometry, drawing on image of › interlocking ‹ or › intersecting ‹ planes and axes (…) the sophistication of our mathematical metaphors often varies with the apparent complexity of our own experience. Those of us who (…) were able to › forget ‹ race and class in our analyses of gender relations may be more likely to › add ‹ these at a later point. By contrast, those of us who could never forget these dimensions of social life may be more likely to draw on complex geometrical imagery all along. Nonetheless, the existence of so many different approaches to the topic seems indicative of the difficulties all of us have experienced in coming to terms with it.« (West / Fenstermaker 1996, S. 357)


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Transit – Europäische Revue, Nr. 29/2005